Brennnesselsud & Brennnesseljauche: Flüssigdünger zum Nulltarif

Brennnesselsud & Brennnesseljauche: Flüssigdünger zum Nulltarif

Wo andere nur „Unkraut“ sehen, steckt ein kostenloser Bio-Dünger: Die Brennnessel liefert löslichen Stickstoff, Kalium, Eisen, Kieselsäure – genau die Kombination, die Starkzehrer wie Tomaten oder Kürbisse lieben.

Brennnesselsud vs. Brennnesseljauche – was ist der Unterschied?

Der Brennnesselsud – schneller 24-Stunden-Extrakt

Der Sud ist die „Expressversion“ des Brennnesseldüngers: Frisch oder getrocknetes Kraut wird mit sprudelnd heißem Wasser überbrüht und darf 12–24 Stunden ziehen. Durch die Hitze gehen Stickstoff, Kalium, Eisen & Co. sofort in Lösung, ohne dass Mikroben erst alles zersetzen müssen.

Tempo & Geruch – Schon am Folgetag gebrauchsfertig, nahezu geruchsneutral.

Anwendung – Vor allem als Blatt- oder Gießdünger, wenn Pflanzen akut einen Nährstoff- oder Eisenkick brauchen (z. B. gelbe Blätter durch Chlorose). Auch als sanfte „Erziehungsmaßnahme“ gegen Blattläuse im frühen Befall nützlich.

Dosierung – 1 Teil Sud : 10 Teile Wasser fürs Spritzen bzw. 1 : 5 bei robusten Kulturen.

Haltbarkeit – Gekühlt maximal 3–4 Tage; danach sinkt der Wirkstoffgehalt rapide.

Oder kurz: Sud ist dein „Sofort-Tuning“, wenn Gemüse oder Zierpflanzen schnell Kraft tanken sollen.

Die Brennnesseljauche – kräftiges Ferment in 2 Wochen

Für die Jauche lässt du gehackte Brennnesseln in kaltem Wasser 10–14 Tage vergären. Während dieser Zeit zerlegen Mikroorganismen das Pflanzenmaterial; dabei entstehen reichlich pflanzenverfügbare Stickstoff- und Kaliumverbindungen sowie organische Säuren, die das Bodenleben ankurbeln.

Stärke & Langzeitwirkung – Deutlich konzentrierter als Sud, wirkt über Wochen im Boden nach und stärkt das gesamte Mikrobiom im Wurzelbereich.

Typischer Geruch – Die Gärung setzt Ammoniak & Schwefel frei; dadurch riecht Jauche streng. Tipp: Streue beim Ansetzen 2–3 Esslöffel Gesteinsmehl auf 10 Liter Ansatz – das Mineralpulver bindet flüchtige Verbindungen, liefert zusätzlich Kieselsäure und dämpft den Geruch deutlich spürbar.

Anwendung – Verdünnt (1 : 10) als Gießdünger für Starkzehrer wie Tomaten, Kürbis, Kohl; für empfindliche Kulturen 1 : 20. Nicht auf Blätter spritzen – Verbrennungsgefahr durch hohe Salzlast.

Pflege des Ansatzes – Gefäß locker abdecken, täglich umrühren, damit Sauerstoff hineingelangt und der Fäulnisgeruch nicht überhandnimmt. Reif ist die Jauche, wenn kein Schaum mehr aufsteigt.

Haltbarkeit – Luftdicht abgefüllt bis zu 6 Monate; vor Gebrauch gut schütteln.

Oder kurz: Jauche ist das „Langstrecken-Futter“ für den Boden – intensiver, ausdauernder und dank Gesteinsmehl heute auch nachbarschaftsfreundlich.

Rezept 1 – Brennnesselsud selber machen - aus frischen Brennnesseln

  • 200 g junge Brennnessel-Triebe grob hacken.
  • Mit 2 L sprudelnd kochendem Wasser übergießen.
  • Behälter locker abdecken, 12–24 h ziehen lassen.
  • Abseihen – fertig.
  • Verdünnung: 1 Teil Sud : 10 Teile Wasser vor dem Spritzen.

Rezept 2 - Brennnesselsud aus getrocknetem Kraut

  • Ca. 20–25 g getrocknete Brennnessel (sie quillt stark, ggf. beschweren)
  • Mit 2 L sprudelnd kochendem Wasser übergießen.
  • Behälter locker abdecken, 12–24 h ziehen lassen.
  • Abseihen – fertig.
  • Verdünnung: 1 Teil Sud : 10 Teile Wasser vor dem Spritzen.

Rezept 3 – Brennnesseljauche aus frischer Brennnessel (10 L-Ansatz)

  • 1 kg gehackte Brennnesseln in ein 15 L-Gefäß geben.
  • Mit 10 L Regenwasser auffüllen (2 Handbreit Luft lassen).
  • 2–3 EL Gesteinsmehl einstreuen – das Pulver bindet flüchtige Schwefel­verbindungen und mildert den Geruch.
  • Locker abdecken (Jutesack/Gaze) und täglich umrühren.
  • Jauche ist reif, wenn sie dunkelbraun ist und nicht mehr schäumt (≈ 14 Tage bei 20 °C).

Rezept 4 - Jauche aus getrocknetem Brennnesselkraut

  • 150–200 g getrocknete Brennnesseln/Pellets auf 10 L Wasser.
  • Mit 10 L Regenwasser auffüllen (2 Handbreit Luft lassen).
  • 2–3 EL Gesteinsmehl einstreuen – das Pulver bindet flüchtige Schwefel­verbindungen und mildert den Geruch.
  • Locker abdecken (Jutesack/Gaze) und täglich umrühren.
  • Jauche ist reif, wenn sie dunkelbraun ist und nicht mehr schäumt (≈ 14 Tage bei 20 °C).

Geruchs­bremse Gesteinsmehl nutzen

Urgesteinsmehl oder feines Steinmehl neutralisiert Ammoniak und liefert zusätzlich Silikate – einfach beim Ansetzen oder nachträglich eine dünne Schicht aufstreuen.

Anwendung von Brennnesselsud und Jauche

  • Starkzehrer (z. B. Tomaten, Kürbis, Kohl):
    Gib Brennnesseljauche im Mischungsverhältnis 1 Teil Jauche auf 10 Teile Wasser direkt an die Wurzeln. Wiederhole diese Nährstoffgabe etwa alle zwei bis drei Wochen, solange die Pflanzen kräftig wachsen oder Früchte bilden.

  • Akute Blattversorgung und sanfte Schädlingsabwehr (früher Blattlausbefall, Chlorose):
    Verwende den frisch angesetzten Brennnesselsud als Spritzlösung. Verdünne ihn ebenfalls 1 : 10 und benetze die Blattober- und -unterseiten an drei aufeinanderfolgenden Tagen; anschließend eine Woche Pause einlegen, bevor du – falls nötig – erneut spritzt.

  • Jungpflanzen und empfindliche Kulturen (Schwachzehrer, Kräuter):
    Dünge mit stark verdünnter Brennnesseljauche im Verhältnis 1 : 20 (eine Tasse Jauche auf zwei Liter Wasser). Eine Gabe alle drei bis vier Wochen genügt; sie liefert genügend Stickstoff für moderates Wachstum, ohne die zarten Wurzeln zu belasten.

Haltbarkeit & Lagerung

Sud: Im Kühlschrank oder kühlem Keller höchstens 3–4 Tage verwenden.
Jauche: Luftdicht in Kanister füllen; kühl & dunkel gelagert bis zu 6 Monate nutzbar. Vor Gebrauch kräftig schütteln. Weiße Kahmhaut ist harmlos, Schimmelgeruch bedeutet: neu ansetzen.

Antworten auf die häufigsten Fragen (FAQ)

Kann ich Brennnesseln noch nach der Blüte verwenden?

Grundsätzlich ja – die Nährstoffe stecken weiterhin in Stängeln und Blättern. Allerdings tragen blühende Pflanzen bereits Samen, die später ungewollt im Gemüsebeet keimen können. Wer auf Nummer sicher gehen will, erntet vor der Blüte oder zupft die Samenstände sorgfältig ab, bevor das Kraut in Sud oder Jauche wandert.

Wie viel Jauche vertragen Jungpflanzen wirklich?

Keimlinge und frisch ausgepflanzte Jungpflanzen reagieren empfindlich auf Salze. Verdünne Brennnesseljauche daher zunächst mit 1 : 20 (= eine Tasse Jauche auf zwei Liter Wasser) und beobachte die Reaktion. Sobald die Pflanzen zwei bis drei kräftige Blattpaare haben, kann auf die normale 1 : 10-Mischung umgestellt werden.

Leitungswasser oder Regenwasser – spielt das eine Rolle?

Regenwasser ist weicher und enthält keine Carbonate, die empfindliche Mikronährstoffe binden. Wenn du weiches Leitungswasser (< 10 °dH) hast, kannst du es problemlos nehmen. Hartes Leitungswasser lässt du am besten 24 Stunden in einem Eimer stehen – Chlor verflüchtigt sich und Kalk setzt sich teilweise ab.

Ist Brennnesseljauche giftig für Haustiere?

Die fertige Jauche riecht zwar streng, ist aber nicht toxisch. Dennoch sollten Hund und Katze nicht daraus trinken – decke den Gärbehälter locker ab und stelle Gießkannen außer Reichweite neugieriger Vierbeiner.

Wozu genau dient das Gesteinsmehl?

Fein vermahlenes Urgesteinsmehl bindet flüchtigen Ammoniak und Schwefelwasserstoff, bremst also den Geruch. Gleichzeitig liefert es Spurenelemente (u. a. Silizium), die in vielen Böden fehlen. Zwei bis drei Esslöffel pro zehn Liter Ansatz reichen völlig aus.

Gibt es Pflanzen, die Brennnesseljauche nicht mögen?

Hülsenfrüchte wie Erbsen, Bohnen und Linsen sowie Zwiebel- und Knoblauchgewächse gedeihen besser mit weniger Stickstoff. Dünge sie höchstens einmal pro Saison verdünnt 1 : 20 oder verzichte ganz.

Warum sich Brennnesselsud & -jauche für deinen Bio-Garten lohnen

Brennnesselsud und Brennnesseljauche sind mehr als nur zwei altbewährte Hausmittel – sie sind ein Paradebeispiel für Kreislaufwirtschaft im eigenen Garten. Du verwertest kostenlos verfügbares Wildkraut, produzierst einen hochwirksamen, natürlichen Flüssigdünger ganz ohne synthetische Zusätze und reduzierst gleichzeitig deinen Grünschnitt.

Ob du dich für den 24-Stunden-Sud als schnellen Blatt-Booster oder für die zweiwöchige Jauche mit Langzeitwirkung entscheidest, hängt von deinem Bedarf ab – beide Varianten liefern Pflanzenverfügbaren Stickstoff, Kalium und wichtige Spurenelemente. Dank einer Prise Gesteinsmehl bleibt selbst die kräftigste Jauche geruchsarm und nachbarschaftstauglich.

Nutze diesen Ratgeber, um Tomaten, Kürbis, Rosen oder Zimmerpflanzen nachhaltig zu stärken, den Boden langfristig zu verbessern und dabei Geld zu sparen. Wenn dir der Artikel geholfen hat, teile ihn gerne in sozialen Netzwerken oder hinterlasse einen Kommentar mit deinen Erfahrungen – so wächst unsere Community an selbstversorgenden Bio-Gärtner*innen, die wissen, dass die beste Nährstoffquelle direkt vor der Haustür wuchert.

Merke: Wer Brennnesseln anbaut und später als Dünger nutzt, erntet nicht nur kräftigere Pflanzen, sondern schenkt auch Schmetterlingsraupen und Wildbienen ein Zuhause. Win-win für Garten, Klima und Biodiversität!

Jetzt bist du dran: Schnapp dir Handschuhe, Eimer und reichlich Brennnesseln – und stelle noch heute deinen eigenen ökologischen Flüssigdünger her. Deine Pflanzen (und dein Geldbeutel) werden es dir danken!

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